Situation und Perspektiven älterer Menschen in der Erwerbslosigkeit – ein stilles Drama

  • 19. April 2015
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Allen Beteuerungen und schönen Worte zum Trotz: die Schweiz trägt ihren älteren Berufsleuten wenig Sorge. Wer nach dem 50. Geburtstag seinen Job verliert, findet nur schwer wieder eine Stelle. Das sind Zehntausende persönlicher Dramen, eine Verschwendung von Fachwissen – und belastet Sozialwerke und öffentliche Hand mit enormen Kosten.Ältere Erwerbslose werden trotz aller ihrer Bemühungen immer öfter ausgesteuert und sind schliesslich auf Sozialhilfe angewiesen. Das lässt die Sozialausgaben der Gemeinden steigen. Wer keine Perspektive mehr sieht und sich ausrangiert fühlt, wird öfter körperlich und seelisch krank. Das führt zu mehr Gesundheitskosten.
Im Alter von 50plus seine Stelle zu verlieren ist längst nicht mehr «nur» das Schicksal von schlecht ausgebildeten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Treffen kann es jeden und jede.

Nach dem ersten Schock sehen sich Betroffene auf den Regionalen Arbeitsvermittlungzentren leider nicht selten unzulänglichen Beratungen aber auch Sanktionen ausgesetzt. Sehr schwierig wird es für die Betroffenen, wenn sie am Ende der Kaskade der Arbeitslosigkeit zum Sozialfall werden. Auf dieser Stufe der Erwerbslosigkeit wird seitens der Behörden oft nichts mehr investiert in den Erhalt der Arbeitsmarktfähigkeit, wie auch der OECD-Bericht «Alterung und Beschäftigungspolitik» bemängelt. Die OECD spricht von Diskriminierung bei der Rekrutierung und beim Verbleib älterer Arbeitnehmenden im Arbeitsmarkt. Sie kritisiert, die Schweiz habe trotz der Hinweise im früheren OECD-Bericht nicht oder nur unzureichend gehandelt.

Unser Land kann sich die schlechte Behandlung von älteren Arbeitnehmenden weder finanziell noch moralisch leisten. Darum braucht es jetzt dringend Reformen auf breiter Front, um die Fehlentwicklungen der letzten Jahre zu korrigieren und der Diskriminierung älterer Arbeitnehmenden ein Ende zu machen.
Einige Vorschläge zur Verbesserung finden sich in meinen Vorstössen.

Zum Beispiel:

  • Nationale Strategie zur Verbesserung der Beschäftigungschancen und der Reintegration erwerbsloser älterer Menschen in den Arbeitsmarkt >>
  • Nationaler Sozialstern zur Bekämpfung altersbedingter Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt
    Laufbahnbilanz und –beratung >>

Ich bin überzeugt, dass noch einiges mehr unternommen werden muss. Zum Beispiel:

  • Weiterbildung muss Bestandteil jedes Arbeitsverhältnisses sein.
  • Für die Weiterbildung älterer Ausgesteuert muss ein Fonds eingerichtet werden, der die Sozialgemeinden entlastet.
  • Eine Überbrückungsrente für 55+ nach dem Vorbild des Kantons Waadt ist für die ganze Schweiz notwendig.

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