Video: Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule. Volksinitiative

  • 05. März 2015
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Video: Schutz vor Sexualisierung in Kindergarten und Primarschule. Volksinitiative

 

Bea Heim am 4.3.15 im Nationalrat: „In aller Sachlichkeit, Frau Kollegin Flückiger, müssen wir doch feststellen: Heute sind unsere Kinder der Sexualisierung, der kommerzialisierten Medienwelt ausgeliefert. Bei jeder Kioskauslage, im Boulevardblatt, in der Werbung, im Fernsehen, im Internet ist das unausweichlich. Es ist klar, dass sie dazu Fragen stellen, und es ist hoffentlich klar, dass sie auf ihre Fragen Antworten erhalten, und zwar dann, wenn sie Fragen stellen. Das tun sie nicht nur daheim, sondern bereits in der Spielgruppe, im Kindergarten, in der Schule. Es ist wichtig, dass sie dann einfühlsame und altersgerechte Antworten erhalten. 

Selbstverständlich beginnt die Sexualerziehung im Elternhaus. Aber ebenso selbstverständlich hat sie ihren Platz situativ, spielerisch im Kindergarten, aber auch in der Unterstufe. Wer den Kindergarten- und den Schulalltag ein wenig kennt, weiss: Kindliches Experimentieren, sexuell geprägte Ausdrücke, Schimpfworte, ja sogar übergriffige Handlungen können schon auf der Unterstufe vorkommen. Woher die Kinder das haben? Diese Frage lasse ich hier offen. Aber ich spreche als jemand, die auf verschiedenen Schulstufen unterrichtet hat, aber auch schon kleine Kinder im Unterricht gehabt hat.
In der heutigen sexualisierten Welt und, horribile dictu, angesichts des sexuellen Missbrauchs, dem so viele Kinder ausgesetzt sind – wir haben es heute mehrfach gehört, oft in der Familie, das ist eine erschreckende Realität -, müssen die Kinder bereits im Kindergarten und in der Schule erfahren und lernen, dass sie Hilfe finden können und schlechte Geheimnisse nicht für sich behalten müssen. Denn hier, Kollegin Herzog, lauert wirklich die Gefahr von psychischen Schäden, die sich schlussendlich in der Schule auswirken, die aber auch Gesundheitskosten auslösen, vor allem aber ein Leid, das die Kinder nicht so schnell wieder verlässt.
Wir dürfen sie in solchen Situationen nicht alleinlassen. Das wäre ein Verrat. Kinder müssen wissen, dass es die Gefahr des sexuellen Missbrauchs gibt, dass sie Nein sagen dürfen, wenn Grenzen nicht respektiert werden. Aber man kann ein Kind nicht vor sexuellem Missbrauch warnen, wenn es nicht weiss, nicht wissen darf, was das denn überhaupt ist und worum es geht. Prävention gegen sexuelle Gewalt ist ohne Sexualaufklärung nicht einfach, nicht möglich. Zwischen Fragenbeantworten, Sexualunterricht und Aufklärung besteht ein fliessender Übergang, mit Sexualisierung hat das aber überhaupt nichts zu tun.
Sexualunterricht erst ab neun Jahren, das ist viel zu spät. Die Kinder werden vorher auf eigene Faust recherchieren und leider auf zweifelhafte Quellen stossen. Ich finde, man darf es nicht dem Zufall überlassen, ob Kinder und Jugendliche fundierte oder gar keine Informationen über sexuelle Themen erhalten. Noch einmal: Die primäre Verantwortung liegt zwar bei den Eltern, aber die Schule soll die Eltern in diesen Aufgaben im Rahmen der Sexualerziehung unterstützen, alters- und stufengerecht. Mit Sexualisierung hat das nichts zu tun, im Gegenteil.
Es gibt keinen Grund, den heutigen Sexualunterricht unserer Schulen schlechtzumachen. Es wird vieles erzählt, aber leider auch vieles verdreht, auch hier im Saal. Dabei funktioniert der Unterricht unter der Oberhoheit der Kantone bestens. Der Lehrplan 21 ändert nichts daran, und er verankert auch nicht den Sexualkundeunterricht im Kindergarten, wie oft behauptet wird. Mit anderen Worten: Die Initiative ist ein Sturm im Wasserglas, auf den wir gerne verzichtet hätten. In der föderalistischen Schweiz obliegt die Volksschule den Kantonen und Gemeinden. Nun will die Initiative in der Bundesverfassung festschreiben, was die Schulen hinsichtlich Sexualerziehung tun und lassen sollen. Damit wird die kantonale Schulhoheit unterlaufen, und das ausgerechnet von der rechten Seite, die sich doch immer den Föderalismus auf die Fahne schreibt. Hier ruft sie aber nach Zentralismus, und das geht nicht auf.
Aus all diesen Gründen, vor allem aber zum Schutz unserer Kinder, ist diese Initiative zur Ablehnung zu empfehlen.“

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