Soll die Schweiz ein Freihandelsabkommen mit China abschliessen?
Es besteht Gefahr, dass Güter in die Schweiz gelangen, die unter krassen Verletzungen der Menschenrechte produziert wurden. Es gibt in China 3–5 Mio. Zwangs- und rund 200 Mio. Wanderarbeitende, die fast rechtlos sind. Kinderarbeit ist weit verbreitet. Das Abkommen zwischen China und der Schweiz ist ein Präjudiz, weil es das erste mit einem westeuropäischen Land ist. Wenn nicht einmal die humanitäre Schweiz auf die Menschenrechte pocht, wer dann?
Soll man künftig Embryonen vor der Einpflanzung auf Gendefekte untersuchen (Präimplantationsdiagnostik)?
Ein ethisch zu brisantes Thema für eine kurze Antwort. Wer gibt uns die Entscheidungsgewalt zu bestimmen, welches Leben lebenswert ist und welches nicht. Wer profitiert wirklich? Je mehr Risikoselektion, desto heikler. Es unterstreicht die Tendenz, dass nur Gesunde eine Daseinsberechtigung haben. Das diskriminiert alle, die im Laufe ihres Lebens krank, behindert oder hilfsbedürftig werden. Der Druck auf werdende Mütter und Väter wird gigantisch.
Braucht es die Einführung eines Mindestlohns in der Schweiz?
Unbedingt. Früher hiess es: Handwerk hat goldenen Boden. Heute verdienen 40 Prozent der jungen Menschen, die eine Lehre machen und erfolgreich abschliessen, nicht genug, um davon zu leben, geschweige denn, eine Familie durchzubringen. Es sind vor allem die Frauen, die in ihren Jobs zu wenig verdienen und deshalb stark von Armut bedroht sind. Und das in der reichen Schweiz! Das gibt’s doch gar nicht! Wer arbeitet, muss davon leben können!
Quelle: Solothurner Zeitung vom 25. November 2013