Heim Bea (S, SO): Ich bitte Sie, diese Initiative zu unterstützen, und ich bitte insbesondere all jene, die sich jetzt dagegen ausgesprochen haben oder die noch zögern, dies auch zu tun. Denn mehr Ferien sind nicht nur verdient, sie sind nötig, sie stärken die Wirtschaft, weil sie die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stärken.
Das Leben ist schneller und hektischer geworden, das Arbeitsleben ganz besonders. In dieser Zeit der Deregulierungen und technologischen Quantensprünge steigen die Anforderungen an die Arbeitnehmer laufend. „Just in time“ heisst die Maxime, immer und überall erreichbar sein, möglichst vieles gleichzeitig erledigen, dauernder Zeitdruck und immer wieder Überstunden. Anders als angenommen stärken die neuen Arbeitszeitmodelle, Gleit- und Vertrauensarbeitszeiten, nicht die Zeitautonomie der Arbeitnehmer, sondern dienen in erster Linie den Unternehmen, kurz: Die Hektik am Arbeitsplatz ist unvergleichlich höher als früher, die Arbeitsprozesse haben sich verdichtet, der Arbeitsrhythmus ist hektischer. Stress ist kein Modebegriff, sondern in der Arbeitswelt eine Realität.
Stress verlangt mehr Ausgleich, mehr Ruhepausen, damit Körper und Psyche das schnelle Arbeitstempo durchhalten können. Die jüngste Gesundheitsbefragung – Sie haben es mehrfach gehört – hat gezeigt, dass in den letzten Jahren in der Invalidenversicherung die Zahl der Neurenten, die aus psychischen Gründen gesprochen werden, stark zugenommen hat. Diese Leute sind keine eingebildeten Kranken, das sind Leute, die ausgepowert, an die Grenze ihrer Kräfte gekommen sind und darum ernsthafte und chronische gesundheitliche Probleme haben. So sind heute 20 Prozent der Männer kurz vor der Pensionierung IV-Rentner, mit anderen Worten: Wir haben einerseits eine demografische Entwicklung und damit einen Anstieg des Durchschnittsalters der Arbeitnehmer und anderseits aber auch den Bedarf der Wirtschaft, möglichst viele Arbeitnehmer wegen ihres Know-hows, wegen ihrer Erfahrung und Verlässlichkeit im Arbeitsprozess zu halten. Aber gerade diese Arbeitnehmer brauchen, um die hohe Arbeitsbelastung durchzuhalten – um sie auch gesund durchzuhalten – mehr, und zwar mehr planbare Ruhezeiten.
Ich meine, es ist gescheiter, in die Gesundheit zu investieren, als schliesslich die Kosten krankheitsbedingter Ausfälle berappen zu müssen. Das ist etwas, was von vielen Arbeitgebern anerkannt wird. Doch es gibt bei der durchschnittlichen Anzahl bezahlter Ferien eben grosse Branchenunterschiede.
Wir meinen, es brauche eine einheitliche Regelung, nicht nur Branchenregelungen, sondern eine Regelung, von der alle profitieren. 6 Wochen Ferien sind nicht übertrieben, sie sind schlicht eine Regelung der Vernunft; klar aus Sicht der älteren Arbeitnehmer, aber mindestens so wichtig für die jüngeren und für die Familien. Es ist ganz einfach die richtige Lösung aus gesundheitspolitischer Sicht. Schliesslich ist auch ganz klar: Diese 6 Wochen Ferien stärken die Wirtschaft, weil sie die Arbeitnehmer stärken. Sie sind eine lohnende Investition für Wirtschaft und Gesellschaft.