Weihnachten – Fest der Liebe und des Friedens, der Erinnerung an die Geburt Jesu, glänzende Kinderaugen unter dem Christbäumchen. Das ist die eine Seite. Die andere ist weder heilig noch friedlich. Immer wieder kracht es in den warmen Stuben. In den Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr muss die Polizei dreimal so oft als sonst wegen häuslicher Gewalt ausrücken. Sehr oft ist bei solchen Familiendramen, die nicht selten tödlich enden, eine Schusswaffe im Spiel, in einem Vierte der Fälle eine Armeewaffe.
Dabei braucht es nicht einmal zum Äussersten zu kommen: allein schon die Drohung mit dem Sturmgewehr auf dem Estrich oder der Ordonnanzpistole in der Nachttischschublade kann einer Familie das Leben zur Hölle machen und tiefe, unauslöschliche Ängste in Kinderseelen hinterlassen.
Die 2,3 Mio Waffen, die in der Schweiz praktisch unkontrolliert in privaten Haushalten bereit liegen, sind eine untragbare Gefahr. 95 % aller Schusswaffensuizide werden durch Männer verübt, die meisten mit der Armeewaffe. Entscheidend dabei ist die Verfügbarkeit und diese ist in der Schweiz viel zu hoch. Gelegenheit macht Täter! Sie führt in Momenten des Verzweifelns am Leben zu Kurzschlusshandlungen, wo der Griff zur Waffe die einzige Möglichkeit zu sein scheint, sich rasch und endgültig von der quälenden Last zu befreien. Dabei bleiben unzählige Selbstmordversuche ohne Erfolg und ziehen lebenslange Schäden und Behinderungen nach sich.
Darum sage ich JA zur Initiative „Schutz vor Waffengewalt“. Weil sie die Militärwaffe aus den privaten Haushalten in gesicherte Räume der Armee verbannt. Weil sie die Waffen im Privatbesitz registrieren und damit bewirken will, dass nur noch Waffen besitzt, wer die erforderliche Eignung dafür aufweist. Nehmen wir uns ein Beispiel an Norwegen oder Kanada. Dort wurde die Verfügbarkeit erschwert und damit die Schusswaffensuizide markant reduziert, während bei uns mehr Suizide als in allen anderen europäischen Ländern begangen werden.
Das Problem sei der Mensch und nicht die Waffe, sagen die Gegner der Initiative. Richtig: die Armeewaffen in den Zeughäusern zu deponieren allein genügt nicht, um Suizide und häusliche Gewalt einzudämmen. Die Schweiz braucht tatsächlich eine nationale Strategie gegen Gewalt und Depression. Die Waffenschutzinitiative ist ein erster Schritt dazu. Auch darum sage ich JA zur Initiative, weil manche Verzweiflungstat verhindert werden kann, wenn der Griff zur Schusswaffe schwieriger wird. Suizide sind oft nichts anderes als psychische Unfälle. Suizidprävention ist darum ähnlich erfolgsversprechend wie die Unfallprävention. So zeigen die neusten Zahlen des Bundesamtes für Statistik, dass die Massnahmen zur Verringerung des Zugangs zu Schusswaffen zu einem Rückgang der Erschiessungen geführt hat und dies ohne Zunahme anderer Tötungsmethoden. Das sollte alle überzeugen, auch Waffenfans. Und das eidgenössische Waffenregister müsste gerade Schützen, Jägern und Sammlern ein Anliegen sein, weil der Eignungsnachweis sie offiziell als kompetente, verantwortungsbewusste Waffenträger auszeichnet. Das nimmt auch den Schiesssport aus der Schusslinie der Kritik. So können die 80‘000 lizenzierten Sportschützen weiterhin ihrem Hobby nachgehen, mit der persönlichen Ordonnanzwaffe am Feldschiessen und anderen Anlässen teilnehmen und auch das Obligatorische kann weiter durchgeführt werden. Die Registrierung ist ein wichtiges Instrument zur Kriminalitätsbekämpfung. Umso weniger ist einsehbar, weshalb jedes Auto, jede Kuh und jeder Papagei registriert werden. Geräte, die töten und schwer verletzen können, aber nicht.
Mit anderen Worten, auch Sportschützen, Jäger, Sammler und Militärs können der Initiative zustimmen. Denn wer die Begeisterung für Waffen höher gewichtet, als die Chance Leben zu retten und Familiendramen zu verhindern, schadet dem Image verantwortungsbewusster Waffenbesitzer.
Die Initiative bringt mehr Sicherheit für alle. Treten wir ein für den Schutz des Lebens, für den Schutz vor Waffenmissbrauch und sagen wir JA zur Initiative „Schutz vor Waffengewalt“!