Seit dem 1. Mai gibt es die rauchfreie Schweizer Gastronomie. Das Anliegen nach mehr Schutz vor Passivrauchen ist breit abgestützt. Die Solothurner Bevölkerung hat sich damals in der Abstimmung für die Variante rauchfreie Diskotheken und Gastrobetriebe entschieden – und zwar mit deutlichem Mehr.
Die Bundesregelung mit ihren zahlreichen Ausnahmen war überholt, bevor sie überhaupt zur Anwendung kam. Schon heute geht nämlich die Mehrheit der Kantone weiter und lässt Raucherbetriebe nicht zu – so auch unsere Nachbarkantone Bern und Baselland. Toleranz oder Kampf um den blauen Dunst? Diese Diskussion ist noch nicht beendet. Wirte befürchten wegen des Rauchverbotes das Ende ihrer Beizen. Tatsächlich aber, und das ist sehr beruhigend, meldet der Gläubigerverband Creditreform ein robustes Wachstum der Branche. Ende 2009, als in den meisten Kantonen bereits ein Rauchverbot galt, gab es unter dem Strich über 500 Beizen mehr als Anfang Jahr. Mehr Beizen melden auch die Nichtraucher-Pionier-Kantone Tessin und Graubünden. Hingegen gibt es dort ein Beizensterben, wo bisher noch kein Rauchverbot galt. «Es isch eifach net gmüetlech, wenn die wo rauche use müend zum Rauche» argumentiert meine Kollegin. Die Antwort eines Freundes darauf ist einfach und träf: «Zum Brünzle goht mer schliesslech ou use».
Gesundheitsschutz und individuelle Freiheit, wie verhält es sich damit? Für mich findet die Freiheit des Einzelnen dort ihre Grenze, wo sie für den anderen zum Schaden wird. Darum sage ich Nein zur kantonalen Initiative: Sie respektiert weder den Gesundheitsschutz der Nichtrauchenden und der Angestellten noch den Volksentscheid der Solothurner von 2006. Bestätigen wir am 13. Juni 2010 noch einmal, dass Solothurn eine Regelung zum Schutz vor Passivrauchen will, die ihren Namen verdient und in vielen Ländern Europas und der Mehrheit der Schweizer Kantone bereits selbstverständlich ist: Nein zur Volksinitiative.