«Lieber umbauen, statt abbauen»

  • 14. März 2010
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«Lieber umbauen, statt abbauen»

«Spitalschliessungen – ein rotes Tuch» – so lautete das Thema von Bea Heims jüngster «Berner Platte» im Kloster Dornach. «Umbauen, statt abbauen», lautete der Refrain, in den zuletzt auch Kurt Altermatt, CEO der Solothurner Spitäler AG (soH), einstimmte.


Von Ueli Wild

Was eine Berner Platte denn sei, wollte der Journalist Heiner Leuthard, der als Moderator fungierte, wissen. Bea Heim begann zu erklären, dabei handle es sich um Aufgewärmtes von der aktuellen Session in Bern, doch Leuthard ging es um das, was ganz konkret, nicht geistig, auf dem Teller liegt: kurz ums Fleisch. Das konnte ihm Ständerat Roberto Zanetti dann problemlos im Detail erklären. Dann durfte Bea Heim trotzdem die Session aufwärmen. «Viel Redefeuer, aber auch viel Rauch», sagte die SP-Nationalrätin aus Starrkirch-Wil, habe sie in den letzten zwei Wochen erlebt. Und es sei wichtig, dass die Abzocker-Initiative im Spiel bleibe, damit der Druck auf die Aktienrechtsreform aufrechterhalten bleibe. Roberto Zanetti, der neue Ständerat, schwärmte von der Debattierkultur der kleinen Kammer. Wenn sich der Ständerat mit dem Refektorium eines Klosters vergleichen lasse, so komme ihm der Nationalrat (dem er auch einmal angehörte) vor wie eine Autobahnraststätte.

Spitalschliessungen – dies das Thema, das rund 40 Personen, hauptsächlich aus dem Kreis der regionalen SP, ins Kloster gelockt hatte. Wie auch Kurt Altermatt, den soH-Direktionspräsidenten, der sich für seine Betrachtungen zum Thema drei Hüte überstülpte. Gedanklich und in der Realität. Jenen des Spitalmanagers, jenen des Velofahrers und jenen des Stammtischgasts. In der Rolle des Spitalmanagers machte Altermatt klar: «Wir wollen keine Spitäler schliessen.» Es seien die Umstände, die keine andere Wahl liessen, als die Strukturen anzupassen. Ab 2012 gelte aufgrund der KVG-Revision das Fallkostenmodell, bei dem die gleiche Leistung in jedem Spital den gleichen Preis habe. Damit sollten Spitäler, die zu teuer produzieren würden, dazu gebracht werden, die Kosten zu senken. Das gilt nicht zuletzt für die Solothurner Spitäler, die bei den Fallkosten über dem schweizerischen Mittelwert liegen. «Das», so Altermatt, «geht nur, wenn wir das gleiche Leistungsangebot konzentriert auf weniger Standorte anbieten können.»

Auf der Abschussliste ist daher auch wieder einmal die Klinik Allerheiligenberg (AHB) ob Hägendorf. Vier bis fünf Mio. Franken pro Jahr lassen sich laut dem soH-CEO einsparen, wenn die Plätze vom AHB ins Kantonsspital Olten (KSO) transferiert werden. Im KSO sind wegen der gesunkenen Aufenthaltsdauer die erforderlichen Kapazitäten vorhanden.

Ständerat Zanetti erinnerte daran, dass das Volk schon zwei Mal die Schliessung der Klinik abgelehnt hat. Da sei es ja schon «ziemlich mutig, wenn man nun schon zum dritten Mal damit kommt». Das Beispiel Allerheiligenberg zeige, «dass wir entscheiden müssen, ob wir uns ineffiziente Spitalstrukturen leisten wollen oder nicht». Im Fall Allerheiligenberg habe das Volk seinerzeit für das Weiterbestehen der Klinik eine Erhöhung der Spitalsteuer in Kauf genommen.

Grundsätzlich, so Zanetti weiter, sei ein Umbau einem Abbau vorzuziehen. Und dabei könne ja der Nachteil der Abgeschiedenheit auch in einen Vorteil verwandelt werden. Eine Psychosomatik-Klinik zum Beispiel, sähe der SP-Ständerat aus Gerlafingen als Alternative zur heutigen Form des AHB. Dort, wo auch «die Seele der Menschen Schaden genommen» habe, werde die Verweildauer nicht kürzer werden. Bea Heim schloss sich Zanetti vorbehaltlos an: «Umbauen ist immer besser als abbauen.» Der Allerheiligenberg könnte die ideale Klinik für Leute sein, die Ruhe brauchten. Sie denke da an Patienten mit einem Burnout oder sonstigen Erschöpfungszuständen.

Altermatt bestätigte, dass das Spital Dornach mit seinen 80 Betten in seiner heutigen Form keine Zukunft mehr habe. Und dass es sich in irgendeine Richtung spezialisieren müsse, wenn es eine Überlebenschance haben wolle. Neben dem nahen Bruderholz-Spital könne es sich «so wie heute» in Zukunft nicht mehr behaupten. «Unser Problem ist das: Wie können wir die Betten füllen?» Altermatt erinnerte daran, dass die überregionale Spitalplanung der vier Kantone Basel-Stadt, Basel-Landschaft, Aargau und Solothurn im Gang ist. Jetzt werde entschieden, welche Spitäler noch einen Leistungsauftrag erhielten. Die Leistungsaufträge für die nächsten drei Jahre würden jetzt definiert.

An Ideen, was aus dem Spital Dornach werden soll, fehlt es nicht. Beat Maurer als örtlicher Arzt wies darauf hin, dass die Sparte Krebs ein Wachstumsmarkt sei. «Da besteht eine Marktlücke.» Schliesslich sterbe mittlerweile jede dritte Person an Krebs. Und da Krebspatienten oftmals auch psychische Probleme hätten, gebe es da für ein Spital wie jenes in Dornach mit dem Motto «menschlich und nah» eine Chance. – Das bestätigte Kurt Altermatt zwar, wies aber auch darauf hin, dass es im Bereich Krebsbehandlung eher um ambulante Medizin gehe. «Und damit füllen wir die Betten nicht.» Aber bis der Bruderholz-Neubau stehe, werde das Spital Dornach wohl in seiner bisherigen Form weiter bestehen können.

Er erwarte nun ein Bekenntnis der Standortgemeinden Dornach und Arlesheim, sagte der Dornacher SP-Kantonsrat Hans-Jörg Staub. Und Gesprächsleiter Heiner Leuthard wagte eine Konsultativabstimmung im Saal: Rund 20 Personen sprachen sich dafür aus, den «Umbau» zu wagen und eine Spezialisierung ins Auge zu fassen. So schnell wie möglich, meinte eine Frau aus Gempen, müsse man nun «auf Nischen umstellen, statt dem Alten nachtrauern – schon um andern zuvorzukommen» In Breitenbach, ergänzte Kantonsrätin Evelyn Borer, habe man seinerzeit zu lange zugewartet. Die Präsidentin der SP des Kantons Solothurn gab aber auch zu bedenken, dass es in der Region am Rheinknie heute schon sehr viele Angebote spezialisierter Medizin gebe. «Eine Mischform wäre für Dornach wohl gut.» – Etwa zehn Personen hatten sich noch keine Meinung gemacht, fünf wollten an der bestehenden Form des Spitals Dornach festhalten.

Ein Umbau sei immer etwas «Gefährliches», sagte Kurt Altermatt. Doch dass man hier offenbar den Mut dazu habe, freue ihn. Wenn dem Spital Dornach der Umbau ebenso gut gelinge wie dem Kapuzinerkloster, sei dies hervorragend, meinte der CEO der Solothurner Spitäler AG.

Quelle: Sonntag / MLZ; 2010-03-14

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