Heim Bea (S, SO): Den hoffnungsvollen Anzeichen an der Wirtschaftsfront zum Trotz stehen wir vor einer Beschäftigungskrise, wie sie die Schweiz noch nie erlebt hat. Gleichzeitig haben wir heute einen Personalmangel in der Pflege, der sich laufend verschärft, und zwar derart, dass uns Gesundheitsexperten eine zusätzliche Krise prophezeien: die Pflegekrise. Es ist Zeit zu handeln, und zwar gegen beide Krisen zu handeln. Investieren wir in die Pflegeversorgung, ein soziales Konjunkturprogramm mit garantiert langfristig positiver Wirkung; denn in der Schweiz fehlt es an Ausbildungsplätzen in der Pflege, und dies aus finanziellen Gründen. Schon heute könnte der Pflegebedarf in Spitälern, Alters- und Pflegeheimen ohne ausländische Arbeitskräfte, die zum Teil bis zu 50 Prozent des Pflegepersonals ausmachen, nicht mehr abgedeckt werden. Doch auch die Rekrutierung im Ausland stösst an Grenzen. Immigration ist keine Lösung angesichts der düsteren Perspektiven, der hohen Arbeitslosigkeit im Innern des Landes.
Die Schweiz muss mehr Ausbildungskapazitäten in der Pflege schaffen, mehr Ausbildungsplätze, mehr Chancen für Quereinsteigende, mehr Weiterbildungschancen und bessere Arbeitsbedingungen. Hier gilt es zu investieren, zielgerichtet, zukunftsorientiert und auch zeitlich befristet. Damit gehen wir beide Krisen zugleich an, einerseits die der Arbeitslosigkeit und des Lehrstellenmangels und andererseits die des drohenden Pflegenotstands.
Die Losung muss sein, jetzt auf die Zukunft zu setzen, auf die langfristige Sicherung der Pflegeversorgung, auf die Förderung des Pflegeberufs, eines konjunkturresistenten Berufs.
Genau das will die Motion „Investition in die Pflegeversorgung“; sie will mit finanziellen Anreizen in Pflegeinstitutionen Ausbildungsplätze schaffen, mit finanziellen Anreizen die Ausbildung in der Pflege fördern. Handeln wir jetzt, denn handeln müssen wir so oder so, um einen drohenden Pflegenotstand rechtzeitig abzuwenden. Denn eines ist klar: Der zukünftige Pflegebedarf wird weit über die heutige Ausbildungskapazität hinausgehen.
Der Bundesrat hat die Problematik erkannt und bestätigt sie ausdrücklich. Deshalb zeigt er sich auch bereit, die Motion im Ständerat in Form eines Postulates entgegenzunehmen. Es reicht nicht, nur die Ausbildungssystematik zu überarbeiten; es braucht mehr Ausbildungsplätze. Handeln wir mit mehrfachem Effekt, handeln wir mit Weitsicht gegen die drohende Pflegekrise und damit gegen die Beschäftigungskrise, die sich abzeichnet.