Killerbakterien – rasches Handeln tut not!

  • 15. April 2007
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Bakterienalarm: 80 Menschen sterben jährlich an resistent gewordenen Bakterien in unseren Spitälern. 1000 Schweizerinnen und Schweizer erleiden Infekte von diesen Killerbakterien. Eine zunehmend bedrohliche Situation.

Sie steigert die Gesundheitskosten und schädigt die Patienten, die im schlimmsten Fall sogar die Amputation infizierter Glieder riskieren. Was tun gegen die Killerbakterien?

In den Universitäten Bern und Zürich liefern junge Forscherteams vielversprechende Grundlagen für neue Antibiotika. Nur, bei der Pharmabranche stossen sie auf wenig Interesse. Hier zeigt sich die Achillesferse der Marktwirtschaft. Offenbar ist mit der Bekämpfung von Infektionskrankheiten nicht gross Geld zu machen. Bei der akuten, allerdings längst bekannten Gefahr steigender Antibiotikaresistenzen muss darum die öffentliche Hand mit Forschungsgeldern in die Bresche springen. Sie hat, angesichts des Ungleichgewichts zwischen der kommerziellen, gewinnorientierten und der industrieunabhängigen Forschung im Interesse der Gesundheit der Bevölkerung die notwendigen Forschungsprioritäten zu setzen. Immerhin verfügen die jungen Schweizer Forscherteams bereits über bahnbrechende Erkenntnisse für wirksamere Antibiotika. Aber sie scheiterten mit ihren Forschungsprojekten an der kühl kalkulierenden Pharmabranche. Die Erforschung von Medikamenten gegen Killerbakterien scheint dieser zu wenig Gewinn versprechend zu sein. Denn solche Medikamente werden meist nur während kurzen Phasen verabreicht. Mit Pillen gegen chronische Krankheiten, die einen jahrelangen Absatz garantieren, winken sattere Gewinne. Nur was rentiert, gewinnt, so sind die Regeln der Marktwirtschaft. – Und nun die Hiobsbotschaft, die rasch steigende Resistenz der Bakterien gegen die heutigen Antibiotika. „Das kann“, so Dr. Mühlemann, „zu einer Bedrohung der ganzen Bevölkerung werden.“

Policy für industrieunabhängige Forschung im Gesundheitsbereich (=>Interpellation) , unter diesem Titel versuchte ich den Bund davon zu überzeugen, dass die klinische Forschung einer besonderen Förderoffensive durch die öffentliche Hand bedürfe. Antwort des Bundesrates: Alles bestens organisiert, kein Handlungsbedarf!
Wohl kaum, Herr Couchepin! Wie erklärt sich denn, angesichts der von ihnen wortreich aufgezeigten Strukturvielfalt, dass in einer so brisanten Sache, von der man seit Jahren spricht, so wenig geht, ja ein Abbruch wichtiger Forschungsprojekte droht? Wer, angesichts dieses Organisationsbarocks und fehlender Studienregister, hat in diesem Land die Übersicht über die laufenden klinischen Forschungsprojekte? Wer setzt in der Forschungsförderung die richtigen Prioritäten? Alles bestens, Herr Bundesrat Couchepin?

Ich stelle fest, der Schweiz fehlt ein Monitoring-System, das die Gesundheitsforschung überblickend wichtige Forschungslücken erkennt und entsprechende Projekte fördert. Ich stelle fest, dass trotz hoher Brisanz in der Resistenzforschung ein Projektabbruch droht! Herr Bundesrat, die Erforschung der Antibiotikaresistenz ist mit aller Kraft voranzutreiben, die Gründung eines Nationalen Antibiotikaresistenz-Zentrums an die Hand zu nehmen und die Überwachung der Resistenzlagen und des Antibiotikaverbrauchs in den Spitälern wie in der Landwirtschaft zu überwachen und Informationen sowie Beratungen anzubieten. Der Bund muss Wege und Ressourcen finden, die industrieunabhängige Forschung stärker und mit Blick auf die Volksgesundheit gezielter zu fördern.
Herr Bundesrat, lassen sie das „Vertrösten“ auf irgendwelche Um- und Neustrukturierungen! Handeln wir, bevor es zu spät ist!

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