Müssen denn zuerst Autos brennen?

  • 03. Januar 2006
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Jugendarbeitslosigkeit birgt Zündstoff in sich. Wirtschaft und Politik sind gefordert. Die Jungen brauchen Zukunftsperspektiven. Geben wir ihnen endlich mehr Chancen, ihren Platz in der Arbeitswelt einzunehmen, ihren Weg in ein eigenständiges Leben einzuschlagen. Seit Jahren verharmlost der Bürgerblock die Situation. Müssen denn wirklich zuerst die Autos brennen, bis die Rechte endlich Hand bietet für die längst fälligen Massnahmen?
Hoffnungsvoll deuten Konjunkturforscher und auch der Chefökonom des Bundes, A. Brunetti, die Wirtschaftsaussichten für das Jahr 2006. Hoffnungsvoll stimmen auch die im vergangenen Jahr erneut gestiegenen Gewinne vieler Schweizer Unternehmen. Dennoch steigt die Armut in unserem Land und die Aussichten des Arbeitsmarkts sind weiterhin düster. Demgegenüber nehmen sich die exorbitanten Managergagen unverschämt aus. Trotz Rekordergebnissen, trotz Millionengagen in den Chefetagen, trotz positiven Konjunkturaussichten werden kaum neue Stellen geschaffen. Gegen 600’000 Menschen haben heute in unserem Land keine oder ungenügend Arbeit. Davon betroffen ist auch eine Besorgnis erregend hohe Zahl an Jugendlichen.
Das Ausmass der Jugendarbeitslosigkeit ist weit grösser als z.B. in der seco-Statistik ausgewiesen. Das Risiko, erwerbslos zu sein, ist über alle Altersgruppen gesehen bei den Jugendlichen am höchsten. Mittlerweile ist die Zahl der Jungen, die nach der Lehre oder nach dem Studienabschluss keine Arbeit finden, höher als die Anzahl jener Jugendlichen, die keine Lehrstelle haben. Was man längst kommen sah, ist inzwischen eingetroffen: Die geburtenstarken Jahrgänge drängen in den nächsten zehn Jahren auf den Arbeitsmarkt, eine Tatsache, auf die man sich politisch hätte vorbereiten können. Aber die Politik kümmert sich nicht darum. Die bürgerliche Mehrheit des Nationalrates hat im Budget 06 ihre Abbaupolitik auf Kosten der jungen Generation fortgesetzt und das Geld für 200 Praktikumsplätze und zusätzliche Lehrstellen gestrichen. Das hindert sie aber nicht daran zu versichern, dass die Jugend unsere Zukunft bedeute.
Von der Zukunft immer nur reden und dabei die Jungen ihrer Perspektive auf ein eigenständiges Leben zu berauben ist eine gefährliche Politik. Ich frage mich allen Ernstes, ob denn wirklich zuerst Autos brennen müssen, bis die Politik das Problem anpackt? Wen wundert’s, dass die Sozialkosten ständig
steigen? Bereits verschlechtert sich auch die finanzielle Lage der Arbeitslosenkasse wieder. Nach erst vier Jahren seit der letzten Revision, welche Erwerbslosen Leistungen gekürzt und dafür den Kantonen zusätzliche Sozialkosten aufgebürdet hat, schlägt die SVP wieder auf den Tisch und fordert weitere Kürzungen. Dieses Mal will sie die Jungen Mores lehren. Sie sollen zur Arbeit gezwungen werden, als ob es Faulheit wäre, die sie von der Arbeit fern hält! Im Gegenteil, die Jungen wären froh, wenn sie überhaupt eine Chance auf dem Arbeitsmarkt hätten. Viel zu viele haben eben keine, nicht zuletzt weil mit kräftiger Unterstützung des rechten Bürgerblocks auf Kosten der Jungen gespart wird. Die SP hat immer wieder auf das Problem hingewiesen, viele gute und einfach umzusetzende Vorschläge gemacht, etwa zur Unterstützung von Unternehmen, die bereit sind, den Jungen eine Zukunftschance zu geben. Natürlich werden wir uns weiterhin in diesem Sinne einsetzen, für eine gute Berufsausbildung, für Arbeitsplätze und Weiterbildung und gegen die Arbeitslosigkeit, speziell gegen die Jugendarbeitslosigkeit.
Die Jugend hat weder eine Politik der Zwangsmassnahmen noch eine der leeren Worte verdient. Sie braucht Chancen und Zukunftsperspektiven. Dafür setzt sich die SP ein. Da neoliberale Rezepte auch in diesem Bereich keine Lösungen bieten, ist es Aufgabe des Staates zu handeln. Das ist nicht gratis zu haben, lohnt sich aber garantiert.

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